Auf den Spuren der alten Pilger – Die Schwarze Madonna von Rekasch


Artikel übernommen von der Webseite der Diözese Banat, Nachrichtenportal der katholischen Kirche in Deutschland

 

„Die Wallfahrt ist für eine aus religiösen Motiven unternommene Wanderung bzw. Fahrt an einen Pilgerort (Wallfahrtsort), eine besonders geheiligte Stätte. Pilgerziele sind zunächst Orte im Heiligen Land, dann auch die Gräber von Martyrern, Bekennern und anderen Heiligen, schließlich Erscheinungsorte oder Orte mit einem besonderen «Gnadenbild». Eine Wallfahrt ist mit der Vorstellung verbunden, an diesen Orten Gott, der Gottesmutter oder einem bestimmten Heiligen als Fürsprecher bei Gott nahe zu sein. Die Gründe für eine Wallfahrt können gemeinsame oder persönliche Anliegen sein, wie z. B. die Bitte um Vergebung von Sünden, Hilfe in persönlichen Notlagen, Dank für erfahrene Hilfe, die Heilung von Krankheiten oder die Erfüllung eines Wunsches (z. B. Kinderwunsch). Daneben kann die Wallfahrt für den einzelnen Pilger wie auch für eine Pilgergemeinschaft ein besonderes Bekenntnis des eigenen Glaubens in der bestärkenden Glaubens- und Gebetsgemeinschaft der Kirche sein“ – so lautet die „Definition“ der Pilgerfahrt auf dem Nachrichtenportal der katholischen Kirche in Deutschland. In diesem Jahr reisen viele Pilger nach Rom im Heiligen Jahr 2025, das Papst Franziskus, seligen Angedenkens noch ausgerufen hat. Gleichzeitig reisen auch viele Pilger zu den beiden Marienwallfahrtsorte unserer Diözese, Maria Radna und Maria Tschiklowa, um an der Heiligen Messe und den liturgischen Feiern anlässlich verschiedener Feste teilzunehmen.

 
Rekascher Kirche und Dreifaltigkeitssäule (2024)

Die Tradition der Wallfahrten in unserer Diözese reicht mehrere hundert Jahre zurück, was in den Chroniken der Orden oder Pfarreien dokumentiert ist. Das Jahrbuch der Jesuiten berichtet von einem solchen Brauch, übersetzt und zitiert von E.S. Martin Roos, emeritierter Bischof von Temeswar, in seinem Buch mit dem Titel: „Erbe und Auftrag“, Bd. I, 2a.
„Zu den ganz alten Wallfahrtsorten der Diözese gehört auch Rekasch und seine sogenannte Schwarze Madonna, eine Kopie der Statue der Gottesmutter von Loreto. Der Ursprung dieser Wallfahrt geht auf die Franziskaner der Bosnischen Provinz zurück, die während und nach der Türkenzeit hier in Rekasch die Seelsorge inne hatten. Mit einer Legende hat die Wallfahrt nichts zu tun, wie uns die Tagebücher der Jesuiten aus Temeswar dies nüchtern berichten.

Blich auf den Hauptaltar und den beiden Seitenaltare


Es war am 4. Juli des Jahres 1723, dem 7. Sonntag nach Pfingsten, da der Jesuitensuperior mit seinem Adlatus nach Rekasch hinausfuhren, denn heute wird dort die Statue der Gottesmutter in feierlicher Prozession eingeführt und geweiht. Bei dieser Gelegenheit war „rascianica et germanica“/raizische und deutsche Predigt, die der Franziskanerpater Petrus bzw. der Jesuitenpater Kostka hielten. Am Abend war man wieder daheim in Temeswar.
Von da an zogen die Temeswarer alljährlich in Prozession nach Rekasch. Morgens um fünf Uhr zelebrierte der Superior der Jesuiten in der Kirche zum hl. Georg, der Jesuitenkirche auf dem Sankt-Georgs-Platz, eine stille Messe zum Auftakt der Wallfahrt und begleitete die Prozession zu Fuß bis zu den Ziegelöfen vor der Stadt. Hier wartete ein Fuhrwerk, das die Stadt bereitzustellen hatte, das den Pater und seine Ministranten nach Rekasch brachte – und gegen Abend wieder nach Temeswar zurück. Am Dorfrand von Rekasch erwartete der Pater die Prozession, die den Weg zu Fuß zurückgelegt hatte, und begleitete die Wallfahrer zur Pfarrkirche. Hier war nun das feierliche Hochamt mit deutscher und schokatzischer Predigt; am Nachmittag – das Mittagessen stellte der Ortspfarrer – um 14 Uhr war gesungene Vesper (Lauretanische Litanei). Danach begab man sich wieder auf den Heimweg. Gegen halb acht Uhr am Abend erwartete Pater Superior die Prozession am Stadtrand von Temeswar und begleitete die Pilger – unter den Klängen der Musikkapelle – zur Georgskirche, wo der Abschluß mit Großer Gott und sakramentalem Segen stattfand.  

Dies wurde anscheinend bis zur Auflösung der Jesuiten 1773 jedes Jahr so gehalten, oder gar bis in die Zeit Josephs des Zweiten. Bis wann dies tatsächlich geschah, läßt sich nicht mehr nachweisen. Auffallend aber ist, daß man die Wallfahrt nach Rekasch später mit den Zigeunern in Verbindung brachte, die offensichtlich auch nach dem Aufhören der Wallfahrten daran festhielten und diese weiterführten. Eine Erklärung dazu könnte die Bemerkung des Jesuitentagebuches sein, daß der Pater die Pilger bis zu den Ziegelöfen begleitete und diese abends dort erwartete. In diesen Ziegelöfen wurden damals die Backsteine zum Festungsbau gebrannt – und das wohl meist von Zigeunern. Schlossen sich diese damals schon den Prozessionen an und hielten auch später noch daran fest und betrachteten diese ausschließlich als ihre Tradition, als die anderen Völkerschaften dies längst nicht mehr praktizierten oder gar noch davon wußten?“


Die Statue Schwarze Madonna, eine Kopie der Statue der Gottesmutter von Loreto


Die im obigen Artikel erwähnte Legende kann in der Historia Domus (Chronik) der Pfarrei Rekasch nachgelesen werden, wo mehrere Varianten aufgezeichnet sind. Eine Variante aus der schokatzischen (kroatischen) Tradition besagt: „An der Stelle der heutigen römisch-katholischen Kirche befand sich damals (um 1721) ein Hain. Die Schokatzen, die damals in Selistye (am linken Ufer des Flusses Bega, in der Nähe von Armag) lebten, begruben ihre Toten in diesem Hain. Sie bauten hier auch ein kleines Gebetshaus. In diesem Hain stand eine alte Eiche mit Rinde, in der sie die Statue der Jungfrau Maria versteckt fanden. Da sie gottesfürchtige Menschen waren, stellten sie die Statue in der Kapelle auf. Als die Türken im Krieg von 1738-39 die Siedlung plünderten, versteckten die Franziskanerpatres die Statue im alten Baum im Hof des Bethauses. Nachdem die Türken die Kapelle in Brand gesteckt hatten, verbrannten sowohl die Kapelle als auch der Baum, im Feuer. Als die Einwohner, die vor den Türken geflohen waren, zurückgekehrt sind, fanden sie die Statue unter den verkohlten Überresten des Baumes, unversehrt… nur geschwärzt. Nach dem Krieg erhielten die Schokatzen Geld von Kaiserin Maria Theresia und wollten eine Kirche zu Ehren der Jungfrau Maria bauen. Im Gegenzug wollte die örtliche deutsche Gemeinde die Kirche an der Stelle bauen, an der heute die rumänisch-orthodoxe Kirche steht, und sie brachten die Statue der Schwarzen Madonna dorthin. Am nächsten Morgen stellten sie zu ihrem Erstaunen fest, dass die Statue verschwunden war, und nachdem sie nach ihr gesucht hatten, fanden sie sie an ihrem alten Platz, versteckt in einem Baum. Sie nahmen sie wieder mit, aber am nächsten Tag fanden sie sie wieder in dem Baum. So beschlossen sie, dass die Kirche dort gebaut werden sollte, wo sie die Statue ursprünglich gefunden hatten.“


Der linke Seitenaltar mit der Statue der sogenannten Schwarze Madonna 


Heute steht die Statue der Schwarzen Madonna auf einem Seitenaltar der jetzigen Kirche in Rekasch, die während des Ersten Weltkriegs, zwischen 1914 und 1918, erbaut wurde. Pfarrer Johannes Koleszár berichtet in der Historia Domus über diese Bauzeit, dass: „die durch den Mangel an Arbeitern und Material verursachten Schwierigkeiten fast unbeschreiblich waren“.
Die Konsekration der Kirche durch S.E. Augustin Pacha, Bischof und apostolischer Administrator von Temeswar, fand am 24. Juni 1927 statt.

 

Pressestelle der Diözese Temeswar, 19Juli 2025.

https://gerhardus.ro/de/auf-den-spuren-der-alten-pilger-die-schwarze-madonna-von-rekasch/

Der Artikel ist für alle Leser der deutschen, rumänischen und ungarischen Sprache zugänglich.

Fotos: Stefan Lehretter

 

 

Rekascher Wappen

wappen--zufallsbild.gif

Suchen

Termine

HEIMATTREFFEN

27. September 2025

im „Siedlerheim“,

Hohlohstraße 100, in

76189 Karlsruhe