Zum 111. Geburtstag von Peter Focht


    
Banater Musiker und Pädagoge  

 

Geboren wurde Peter Focht am 27. September 1909 in Schanderhas (Alexanderhausen), im damaligen Bezirkskreis Perjamosch, im Banat. Nach der Schulzeit in der Deutschen Volksschule in seinem Geburtsort zwischen 1915 und 1919 und der Deutschen Mittelschule in Perjamosch in den Jahren 1919 bis 1923 erfolgte der Besuch des Pädagogischen Lyzeums in Temeswar im Zeitraum 1924 bis 1928. Zusätzlich dazu belegte er in der dortigen Musikschule nachmittags in den gleichen Jahren den Instrumentalunterricht in Klavier und Orgel. Diese Befähigung verschaffte ihm in den Folgejahren nach der Lehrerausbildung zunächst die Stellung des Kantors in Neubeschenowa, wonach sein zweijähriger Militärdienst in Karansebesch abgelegt werden musste.

In den darauffolgenden elf Jahren (September 1931 bis September 1942) war Peter Focht als Lehrer in Rekasch tätig, wo er sich auch häuslich niederließ und mit Maria Stricker und seinen beiden Töchtern, Susanne und Rosemarie eine Familie gründete. Während dieser glücklichen Zeit unterrichtete er die fünften, sechsten und siebten Klassen der Deutschen Schule, soweit die damalige Schulpflicht reichte, hauptberuflich in Deutsch. Doch trat die Musik immer mehr in den Vordergrund, sodass zunächst durch sein unermüdliches Streben ehrenamtlich ein Schülerchor gegründet wurde, später ein Männer- und ein gemischter Chor dazukamen und die Jugend für Theater- und Singspiele zu gewinnen war. Es entstand eine Laienschauspielgruppe, die sich an Ausfahrten und Konkursen im Banat beteiligte und somit nicht zuletzt das Vereinsleben des Dorfes ankurbelte. Auch ein Streicherorchester, wie auf der Abbildung zu erkennen ist, spielte anlässlich geschlossener Veranstaltung unter seiner Leitung. Mit der Übernahme des Kantorenpostens in der katholischen Kirche ab dem Jahr 1932 hatte Peter Focht vollständig die musikalische Mitgestaltung der Rekascher in seiner Obhut.



Rekascher Orchester in den dreißiger Jahren unter der Leitung von Peter Focht
(Quelle: Archiv der HOG Rekasch)

Doch bereits im Herbst 1943, mit dem Einbezug zur rumänischen Armee und der anschließenden Verhaftung  und Gefangenschaft ohne Gerichtsurteil im August 1944, folgten schwere Schicksalsjahre: Wie viele seiner Landsleute wurde er zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert, wo er einer Goldgrube in Berezovska im Ural zugewiesen wurde. Selbst dort gelang es ihm jedoch, sich musikalisch aktiv zu zeigen, indem er ein Orchester und einen Männerchor gründete. Paar Tage vor Weihnachten 1949 kehrte er zu seiner Familie zurück und war fortan  neben Franz und Edith Heuer, Gisela Leicht und Barbara Peppel Lehrer an der inzwischen umstrukturierten Deutschen Schule in Rekasch. Dieser Frieden dauerte auch nicht lange: Aufgrund des in den Vorkriegsjahren propagierten deutschen Gedankenguts denunziert, wurde Peter Focht in den Jahren 1952 und 1953 erneut ohne Gerichtsurteil zur Zwangsarbeit an den Donau-Schwarzmeer-Kanal deportiert. Selbst dieser Strafe hielt er stand und nahm wieder seinen Beruf als Lehrer - zunächst an der Volksschule - und dann ab 1959 als Musiklehrer des neugegründeten Rekascher Lyzeums auf, wobei ihm sämtliche musikalischen Schulveranstaltungen anvertraut worden waren.

Seit September 1971 trat er seine Pensionierung an, doch geruht hat Peter Focht noch lange nicht. Hierbei kam ihm sein Harmonielehre-, Orchestrierungs- und Kompositionsstudium bei Professor Sabin Dragoi während der Jahre 1932 bis 1935 in Temeswar zugute. Seiner Komponistentätigkeit der Zeit von 1935 bis 1990 entstammen insgesamt 450 Musikstücke aller Art. Seine Kompositionen umfassten das Spektrum einfacher Lieder, Walzern, Polkas und Märschen, der Vertonung themenbezogener Schauspiele und den szenisch dargebotenen Singspielen, er orchestrierte und dirigierte die Blasmusikkapelle an Hochzeiten, Kirchweih- und Trachtenfesten, leitete ein Akkordeonorchester und als privaten Musiklehrer für Klavier und Akkordeon erlebte ihn das halbe Dorf. Daneben wurden viele Lieder und musikalische Arrangements, aber auch Artikel zu der Entwicklung der Blaskapellen in Rekasch in den rumäniendeutschen Publikationen (Neuer Weg, Neue Banater Zeitung und der Raketenpost) veröffentlicht. Die Inspirationen hierzu nahm er sich von Gedichten, die in diesen Zeitungen und Zeitschriften erschienen waren. Selbst ein „Lenau-Schule-Lied“ vertonte er.

Nach seiner eigenen Einschätzung trugen seine Werke allesamt den Charakter der deutschen Volksmusik und sind bei der Übersiedlung in die Bundesrepublik zu seinen Kindern im Juni 1990 zunächst im Heimatort geblieben. Inzwischen dürfte sich der Enkel, Eugen Nutescu, selbst Musiker, seines Nachlasses angenommen haben. 1991 verstarb unerwartet seine Gattin, am 21. Juli 1994 der „Focht-Lehrer“, wie er von den Rekaschern immer genannt wurde, fast 85-jährig und dennoch überraschend, da ihm kein langes Leiden vorangegangen war.

Durch sein Leben in Rekasch, sein Engagement und Wirken für die Bewohner dieses Ortes ist er uns allen als eine nicht wegzudenkende Persönlichkeit in Erinnerung geblieben. Darum denken wir auch in diesen Tagen anlässlich seines 111. Geburtstages voller Dankbarkeit und Anerkennung an den Menschen, den Pädagogen und Musiker Peter Focht.

   (Waltraut Rumesz)

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